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Käse ist nicht gleich Käse ?

( bewegen wir uns in der Massenproduktion Schnittkäse hin zum Einheitsbrei ? )


Nachdem es jetzt schon länger nichts mehr von mir hören zu hören gab, komme ich nicht darum jetzt mal auf die allgemeinen Entwicklungen zu reagieren und mit mehreren Blog´s meine Meinung dazu zu äussern.


Vor über 60 Jahren durfte ich damals unter der Anleitung meines Vaters in der Molkerei Schrozberg meinen ersten Käse (Romadur) herstellen. Die damalige Grundtechnik entspricht im großen und ganzen auch der heutigen handwerklichen Käseherstellung.

Was damls noch aufwendiger war, die Kulturenherstellung, (hat man selbst weitergezogen und gemischt) Lab gab es nur tierisches und die Reifungskulturen wie die Rotschmiere hat man oft nur von den alten Käsen auf die neuen übertragen. Die Käse wurden überwiegen mesophil mit einem Kern ausgereift.


Was hat sich bis heute alles geändert ?

( darüber werde ich im einzelnen bei den nächsten Blog´s eingehen)


Kulturen: teifgefroren, gefriergetrocknet,selektiert, gentechnisch verändert ?, mild gesäuert usw.

Lab: mikrobiologisches Lab, tierisches Lab, Konzentrationen , pflanzliches Lab

Milch: Behandlung- Heißhaltung, Homogenisierung, Filtration, Zerlegung usw.

Molkebehandlung : Trennung der Inhaltsstoffe durch verschiedenen Filtrationen.

Fütterung: Heumilch, mehr oder weniger Kraftfutter (heimisches oder Übersee)

Rasse: Züchtung in die Richtung Leistung, Inhaltstoffe, Umweltbelastung usw.

Technik: von der vollautomatischen Tierbetreuung über den Melkroboter zur

vollautomatischen Käseherstellung.


All diese technologischen und biologischen Veränderungen haben immer zum Ziel, auf der einen Seite eine gleichmäßige Qualität (auf welchem Niveau auch immer) zu erzeugen, aber auf der anderen Seite ging es hauptsächlich um eine kostengünstigere Herstellung.


Was ist dabei vor allem in der industriellen Verarbeitung herausgekommen ?


Die sog. Qualitäten im Geschmack, Aussehen, Konsistenz, Haltbarkeit und Reifung haben sich zusehends angepasst. Am auffälligsten begegnet dies einem bei neutralen Verkostungen.

In den Käse- und Selbstbedienungstheken wird gerade der Schnittkäse vorrangig über das Marketing und den Preis verkauft.

Aussagen wie zuletzt bei einer Onlineveranstaltung getätigt:

der Jerseykäse schmeckt wie ein Bergkäse zeigen hier das Gedankengut.


Ok, das ist das eine, aber die andere traurige Randerscheinung ist, daß diese Käse ohne besonderes Unterscheidungsmerkmal rund um die Welt transportiert werden.

Ich spreche hier nicht über Spezialitäten und vor allem regional hergestellten handwerkliche Produkten.

Beim Fleisch deklariert man immer mehr die Haltungsform, wäre zwar bei den MIlchprodukten auch ein Thema, aber viel wichtiger ist der CO2 - Fussabdruck des gesammten Lebenszyclus eines Produktes.


Bis heute erfolgt jede Qualitätsprüfung nach den Kriterien : Geruch, Geschmack, Aussehen und Konsistenz.

Wenn wir heute davon reden, wie können wir schnellstens unseren Co2 Fußabdruck reduzieren, gehört dementsprechend zu einer Qualitäts- und Verkaufsentscheidung auch die Art:

der Milchgewinnung, Fütterung, Verarbeitungsprozeß und Gesamtransport dazu.


Man würde sich wundern, wenn man einmal die Transportwege der verschiedenen gleichschmeckenden Käsesorten in einer Käsetheke zusammen zählt und daraus den CO2 Wert ermittelt.

Es wird zwar von freier Marktwirtschaft gesprochen -- in der es sowieso viele Einschränkungen gibt--

aber um hier Ansätze eines umweltbewussteren Verhalten zu erreichen mein Vorschlag:


Alle regional erzeugten Produkte, im Umkreis von 100 km (lässt sich über die Zentralläger regeln) die im Endeffekt austauschbar sind ,werden von der MwSt. befreit, dafür zahlen alle Hersteller die darüber hinaus in das Gebiet liefern den doppelten Satz.

Das ist sicherlich ein provokanter Vorschlag hat aber verschiedene Vorteile: Förderung der regionalen

Lebensmittelproduzenten, überschaubare Produkte im selben Qualitätslevel und nach wie vor können die günstigen Produkte immer noch hergestellt werden. Es sind dann halt keine 400 Käse, sondern nur noch 200 Käse in der Käsetheke. Die Spezialitäten und regionalen Produkte erhalten dadurch sogar mehr Aufmerksamkeit.


Schlußfolgerung:

Wir Bürger werden mit immer mehreren Einschränkungen und Verordnungen zur Reduktion des Klimawandels konfrontiert, aber warum geht man nicht auch mal an die vielen unnötigen Transporte.

Es gibt überlastete und kaputte Autobahnen, zu wenig Fahrer, volle Parkplätze usw. und teilweise das alles nur weil ein gleichschmeckender Bergkäse in den Norden gefahren wird und der Jerseykäse in den Süden, der Apfel vom Bodensee und Südtirol in den Norden und der vom alten Land in den Süden, ganz abgesehen vom Fleisch, Gemüse, Getränke(Biere und Mineralwässer), diverse andere Milchprodukte usw. Das vieles gleich oder ähnlich schmeckt sieht man ja an den Handelsmarken,

hier werden oftmals bei Massenartikel nach den Preisgesprächen die Produzenten gewechselt ohne das der Kunde das merkt und vor allem von wo das Produkt kommt.


Würde mich freuen wenn ich über diesen Beitrag einen gewissen Denkansatz erreichen konnte, der gerne weiter geteilt werden kann, denn nur in der Gemeinschaft und auch mit unserem eigenen Handeln erreichen wir Veränderungen.


Wie immer freue ich mich auf Eure Meinungen und Reaktionen bis zum nächsten Beitrag.


Reiner

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Hi, danke fürs Vorbeischauen!

Alles rund um die Milch und den Käse ist mein Leben - Urgroßvater schon Käser, Vater vor über 45 Jahre - Schrozberger Demetermilchverabeitung gestartet. Ich selbst mit 16 Jahren das Käsehandwerk im Allgäu gelernt, viele Stationen, Milch- und Molkereiwirtschaft studiert (Dipl-Ing.) über 30 Jahre in größeren Molkereibetrieben verantwortlich tätig.

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