Was macht einen perfekten Käse aus ?
- reinerwechs
- 4. Mai 2021
- 3 Min. Lesezeit
Grundsätzlich sind dazu folgende 4 Punkte entscheiden:
1. Die Futtergrundlage, die Tierleistung, Tierrasse und deren Haltung (Wohlfühleffekt).
2. Das hygienische Umfeld bei der Milchgewinnung und anschließender Lagerung bzw. Kühlung.
3. Die Verarbeitung von Rohmilch oder pasteurisierten Milch und der damit verbundenen
handwerklichen Fähigkeiten bei der Käseherstellung.
4. Die individuelle Affinage (Käsereifung) bei optimalen klimatischen Reifungsbedingungen in bezug
auf die Räumlichkeiten, Feuchtigkeit, Temperatur und der Mikroflora.
Zu 1. Schon in den alten Lehrbüchern wie z.B. vom Meisterkäser H. Lempenauer steht geschrieben:
"Sehr wichtig für die Käsereitauglichkeit der Milch ist besonders auch die Fütterung. Natürliche
wäre hier das Beste. Im Sommer Weidegang, im Winter gut geerntetes Heu und Grummet
mit etwas Getreideschrotmehl würden der Milchgewinnung sowohl hinsichtlich Güte als auch der
Käsereitauglichkeit wohl am meisten zuträglich sein."
Diese Anforderungen findet man auch heute immer noch in den trad. Produktionen von
Emmentaler (Schweiz/Deutschland), Gruyere de Comte (Frankreich) und Parmigiano und
Grana (Italien).
Seit ein paar Jahren hat sich diesen Forderungen auch der Verband der ARGE Heumilchver-
arbeiter wieder verpflichtet.

Zu 2. Sehr entscheidend ist hierbei vor allem der zeitliche Weg und die damit ev. notwendige Kühlung
der Rohmilch bis zur Weiterverarbeitung.
Optimal ist dabei die direkte Verarbeitung der frisch gemolkenen Milch ohne
Zwischenkühlung zu Käse.
Dies ist natürlich nur möglich wenn ein kurzer Weg vom Landwirt zur Käserei besteht und
morgens und abends angeliefert wird.
In der Praxis gibt es diesen Weg leider nur noch in der handwerklichen bäuerlichen
kleingenossenschaftlichen Verarbeitungsbetrieben. Je größer die Käsereien desto länger die
Wege und die Abholung erfolgt dann täglich bis meistens 2-tägig.
Zu 3. Bei einer direkten Verarbeitung der frisch gemolkenen Milch, ist es dann natürlich auch möglich
die rohe Milch direkt zu verkäsen. Dadurch bleibt die natürliche Mikroflora und sonstigen
orginären Eigenschaften der Milch voll erhalten, allerdings immer verbunden mit einem
gesundheitlichen Risiko wenn nicht sauber gearbeitet wird (aber wo nicht), deshalb werden bei der
Verarbeitung von Rohmilch in mittleren und größeren Käsereien, meistens sog.
Entkeimungszentrifugen eingesetzt.
Die Pasteurisierung (72 Grad/ca. 25 Sec.) der Rohmilch zur Käseherstellung und der damit meistens
eingesetzten Entkeimungszentrifugen ist heute Standart in der allg. industriellen Käseherstellung.
Ganz wichtig sind dabei die handwerklichen Fähigkeiten der Käsereifachleute mit Ihrem Gespür für
die Milch und dem Verarbeitungsprozeß. Je höher der Automatisierungsgrad umso geringer
sind die individuellen Einflußmöglichkeiten.
Zu 4. Nach der Herstellung kommen die Käse je nach Trockenmasse in ein Salzbad oder werden im
handwerklichen Bereich teilweise noch trocken gesalzen. Auch hier wiederum ist die Qualität des
Salzbades mit Ihrer Mikroflora, Konzentration, Temparatur und Verweildauer sehr entscheidend für
die anschließende Ausreifung im Reifungskeller. Teilweise sind diese Sälzbäder mit Ihrer spez.
Mikroflora jahrzehnte alt und richtige Betriebsgeheimnisse - allerdings im handwerklichen Bereich.
Den letzten Schliff erhält dann der Käse bei der Affinage (Reifung) - Hier kann der Rohkäse
nochmal seine neue Individualität erhalten. Den selben Ausgangskäse unter unterschiedlichen
Bedingungen, wie z.B. - Reifungskeller, Mikroflora, Temparatur, Feuchtigkeit, Behandlung,
Lagerzeit usw. ergibt einen totalen anderen Käse im Geschmack und Gefüge.
Zusammenfassung:
All die genannten Punkte korrelieren miteinander und bewirken je nach Einfluss eine Veränderung
des Endproduktes.
Auf der einen Seite die reine handwerkliche Herstellung mit dem Risiko von gewissen Geschmacks- und Konsistenzvariationen - (allerdings verbunden mit richtigen Geschmacksexplosionen ) und auf der anderen Seite die industrielle Herstellung mit gleichbleibenden Produktqualitäten und aber oft langweiligen Einheitsgeschmack.
Käse ist und bleibt , verbunden mit der natürlichen Herstellung, ohne Zusatzstoffe -
Guter Käse besteht aus Milch,Lab,Salz und Reifungsbakterien und sonst nichts ein gesundes und
geschmackvolles Lebensmittel, das zu jeder Tageszeit verzehrt werden kann.
Vor allem handwerklich hergestellte und individuell ausgereifte Käse bieten eine enorme
Geschmacksvielfalt - die eigentlich immer einen Genuss darstellen sollen und dadurch nicht nur
sättigen sondern ein Stück Lebensqualität bringen.
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